Visual 2 sbb ki mein winter 2025 Zürich,

Alles Fake oder was?

KI-generierte Sujets der SBB

Die Schweiz ist in Aufruhr. Schuld daran sind die SBB. Sie verkörpern im «Land der Eisenbähnler» Tugenden, die auch Mutter Helvetia zugeschrieben werden und die ausschliesslich in der Schweiz gelebt werden. Zum Beispiel Bodenständigkeit und Bescheidenheit. Nebst Neutralität und Wehrhaftigkeit, versteht sich.

Ausgerechnet diese Bundesbahnen
haben sich erdreistet, für ihre jüngste GA-Schnupper-Kampagne anstelle echter Personenfotos, zum Beispiel aus einer Bilddatenbank, Personenporträts mittels KI generieren zu lassen.

Keine echten Shootings
auf einem Gletscher, keine echten Menschen, die der grausamen Kälte unserer Berge trotzen und gleichwohl lächeln, keine Menschen, denen man an einem beliebigen Bahnhof irgendwo in der Schweiz begegnen könnte.

Nichts dergleichen. Nur seelenlose KI. Dass man so etwas noch erleben muss. Grausam!


Illustrativ oder Irreführung?

KI ist dann nicht opportun, wenn sie der absichtlichen Irreführung dient oder von «Durchschnittsadressaten» als irreführend aufgefasst werden könnte.

Beides scheint im vorliegenden Fall nicht gegeben zu sein. Einzig die Headline «Mein Winter» könnte allenfalls als Testimonial gedeutet werden. Da sie aber nicht als Zitat ausgestaltet ist, fällt auch dieser Verdacht der Irreführung anheim.

Demnach ist an den KI-generierten Gesichtern aus rechtlicher Sicht nichts auszusetzen. Sie haben rein illustrativen Charakter, obwohl sie die Sujets optisch dominieren. Zudem haben die SBB den Hinweis «AI generated» hinzugefügt. Zwar nicht in allen vier Landessprachen, dafür grösser als «Das Kleingedruckte» auf Werbeplakaten für Autos.

Models und Fotografen – quo vadis?

Fotomodelle wissen, dass sie nicht gebucht werden, damit Werbesujets möglichst authentisch wirken. Sondern wegen bestimmter physischer Eigenschaften, die dem momentanen Zeitgeist entsprechen. Und natürlich wegen ihrer Aufopferungsbereitschaft, auch dann zu lächeln, wenn ihnen nicht danach zumute ist.

Fotografen wissen, dass sie nicht wegen ihres Equipments gebucht werden, sondern wegen ihrer kreativen und handwerklichen Fähigkeiten. Der handwerkliche Teil verändert sich momentan rasend schnell. Das verlangt nach Anpassungsbereitschaft. Zum Beispiel durch das Akzeptieren der Umstände und durch das Aneignen neuer Fähigkeiten. Etwa durch die Bereitschaft, das Handling von neuen Tools zu erlernen und Bildwelten auch mittels KI statt ausschliesslich mittels Kameras zu erschaffen.

Natürlich macht KI die Ansprüche auf Urheberrechte weitgehend zunichte, sofern die «Schöpfungshöhe» nicht erreicht wird und diese nicht ausreichend nachgewiesen werden kann. Aber auch das lässt sich erlernen.

KI für immer?

KI befindet sich in der Nähe des «Gipfels der überzogenen Erwartungen», also in der typischen Hype-Phase. Das lässt sich etwa am Aktienkurs von NVIDIA ablesen. Alles rund um KI ist momentan eine übergrosse Wette auf die Zukunft. Die Dotcom-Blase war das auch.

Das heisst aber nicht, dass KI komplett verschwinden wird, selbst wenn diese Wetten weitgehend implodieren sollten. Es gäbe lediglich eine Bereinigung in den Reihen der zahlreichen Anbieter von KI-Tools sowie eine Bereinigung der Aktienkurse besonders exponierter Unternehmen.

KI ist gekommen, um zu bleiben.
Natürlich werden dadurch gewisse handwerkliche Fähigkeiten an Bedeutung verlieren. Aber KI eröffnet auch die Möglichkeit, neue Skills zu erlernen und bisherigen Routineaufgaben neues Leben einzuhauchen.

Der Wandel als einzige Konstante

KI kann den Agenturalltag bereichern und helfen, Arbeitsabläufe zu vereinfachen. So, wie es der Übergang von Fotosatz und Ulanofolie zu Desktop-Publishing getan hat. Und so, wie es Photoshop vor bald drei Dekaden mit der Fotobearbeitung getan hat.

Auch damals wurde die Wertschöpfungskette kürzer. Aber sind deswegen Agenturen reihenweise in der Bedeutungslosigkeit verschwunden?

Nein. Es sind nur jene von der Landkarte verschwunden, die sich standhaft weigerten, Neues anzupacken und den Schritt auf bislang unbekanntes Terrain zu wagen.


Grundsätze im Umgang mit KI-gestützten Arbeitsinstrumenten in der kommerziellen Kommunikation

Die Branchenregeln


Der KI-Radar hilft Kreativen zu entscheiden, wo Künstliche Intelligenz problemlos genutzt werden kann, wo Vorbehalte berücksichtigt werden müssen und wo besser auf KI verzichtet wird.

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